Studie über Schnitzlers Dokumentarfilme
Publikation im Rahmen des DFG-Projektes ''Programmgeschichte des DDR-Fernsehens - komparativ''/Autoren aus dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig vermitteln Einblicke in die Manipulationswerkstatt.
Die Dokumentarfilme des Chefkommentators des DDR-Fernsehens Karl-Eduard von Schnitzler untersucht eine jetzt im Universitätsverlag Leipzig erschienene Studie. Von Schnitzler, berüchtigt vor allem wegen der Propagandasendung ''Der Schwarze Kanal'', betätigte sich auch als Filmemacher, der Heimat und Vaterland finden wollte, der sich sein Deutschlandbild und seine Geschichtsauffassung zimmerte. Die erstmals umfassend untersuchten Dokumentarfilme bieten überraschende Einblicke in die Geisteshaltung eines Ideologen und seine Manipulationswerkstatt. In dieser Studie von Judith Kretzschmar und Dr. Tilo Prase, beide vom Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, werden die historischen Dokumentationen, die DDR-Reportagen und Auslandsfilme eingehender Analyse und Wertung unterzogen.
An einer der manipulierten Szenen hatte Schnitzler seinen Narren gefressen, erstmalig wurde sie genutzt in ''Du und mancher Kamerad'' (1956), der gemeinsamen Dokumentation mit den Thorndikes. Und bis zu seinem letzten Dokumentarfilm ''Wie die BRD entstand'' (1989) hat Schnitzler sie immer wieder genüsslich zitiert. Die Szene sollte Adolf Hitler ausgerechnet bei seiner Rede vor den Wirtschaftskapitänen im Düsseldorfer Industrieclub am 27. Januar 1932 darstellen. Ein Stückchen Stummfilm von Hitler wurde nachsynchronisiert, damit der Führer dort den Industriellen die Eroberung Russlands anbot und den Auftrag dazu bekam.
Nicht Manipulation, aber das gleiche mechanistische Weltbild zeichnete auch Schnitzlers Heimatreportagen aus. Die Essenzen blieben konstant: Honeckers Wohnungsbauprogramm, die arbeitsfreudigen Werktätigen in der Werft und auf der Scholle, ein Heimatmuseum, ein bisschen Folklore, Traditionen der Arbeiterbewegung und der Segen der SED, Feierabend und Kulturgenuss - und das Ganze beschützt durch die Volksarmee. Die Reportagen des Karl-Eduard von Schnitzler erweisen sich dank der klaren, schnörkellosen Umsetzung eines sozialistischen Wunschbildes als Musterbeispiele für Propaganda.
Die Studie entstand im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes ''Programmgeschichte des DDR-Fernsehens - komparativ'', das an den Universitäten in Leipzig, Halle und Berlin und an der HFF in Potsdam verankert ist.
Weitere Informationen:
Dr. Tilo Prase
Telefon: 0177/3408746
E-Mail: prase@t-online.de
www.ddr-fernsehen.de
Judith Kretzschmar
Telefon: 0177/2268441
E-Mail: jukre@gmx.de
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http://www.ddr-fernsehen.de