FH Aalen: Mehr Wettbewerb auf dem europäischen Gasmarkt
Probleme und Perspektiven bei der Umsetzung einer Richtlinie der Europäischen Kommission.
Die Europäische Kommission möchte mehr Wettbewerb in der Gaswirtschaft ihrer Mitgliedsstaaten. Dazu hat sie eine Richtlinie erlassen, die eine Wettbewerbsöffnung des Gasmarktes für Industrie- und Gewerbekunden bereits im Juli 2004 verlangt. Zur Realisierung dieser Öffnung empfiehlt dem deutschen Gesetzgeber der Council of European Energy Regulators (CEER) die Einführung eines Entry-Exit-Systems nach britischem Vorbild, das den Zugang zum Gasnetz, die Entgeltfestsetzung und die Pflichten der Gasnetzbetreiber regelt. Prof. Dr. Klaus-Dieter Maier vom Studiengang Internationale Betriebswirtschaft der Fachhochschule Aalen untersuchte die Probleme, die sich bei der Einführung dieses Systems ergeben, und arbeitete die Perspektiven für dessen Einführung in Deutschland heraus.
Das Entry-Exit-System sieht vor, dass im Gasnetz an beliebigen Orten der Lieferant Gas einspeisen und der Kunde Gas abzapfen kann. Der Transportweg des Gases durch die Leitungen ist dann für die Berechnung des Zugangspreises zum Gasnetz unerheblich. Dadurch können die Einspeisung und Ausspeisung von Gas ins Netz separat und zeitlich versetzt verbucht werden. Zudem können Leitungskapazitäten ausgelagert und mit denen von anderen Kunden kombiniert werden.
Dem einfachen Grundgedanken des Systems steht eine komplexe Eigentümerstruktur in der deutschen Gasbranche gegenüber: Auf den einen Verteilernetzbetreiber von Gas in Großbritannien kommen in Deutschland über 700. Koppeln die Betreiber in Deutschland ihre Leitungen wettbewerblich zu einem Gesamtnetz mit mehreren Entries und Exits zusammen, muss zwischen den Betreibern geklärt werden, welche Leitungen genutzt werden, falls das Gas zwischen einem Entry- und einem Exit-Punkt verschiedene Leitungswege nehmen kann. "Da nur der erste und der letzte Betreiber vergütet wird, muss zudem ein passender Schlüssel gefunden werden, um auch die dazwischen liegenden Transportnetzbetreiber zu vergüten", erklärt Prof. Dr. Maier. Diesbezüglich ist der Professor für Internationale Betriebswirtschaft durchaus optimistisch. Schließlich hätten in Großbritannien eine zentrale Koordination und ein einheitliches Projektmanagement auf dem Gasmarkt leistungsfähige und durchgängige Prozesse und Informationssysteme geschaffen. "Dies würde ein bundesweites in der Verantwortung von Einzelunternehmen betriebenes Transportmanagement effizient gestalten und das vorgeschlagenen Entry-Exit-System rasch vollständig operabel machen", so Prof. Dr. Maier.
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Prof. Dr. Klaus-Dieter Maier
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