Jüdische Periodika UNESCO Welterbe
'World Digital Heritage' für Beitrag zum
Weltkulturerbe
FRANKFURT. Das Projekt 'Jüdische Periodika im deutschsprachigen Raum' der Judaica-Abteilung der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek (StUB) ist von der UNESCO in ihre Sammlung 'World Digital Heritage" aufgenommen wor-den. 'Jüdische Periodika im deutschsprachigen Raum' stellt die wichtigsten jüdischen historischen Zeitschriften und Zeitungen des deutschsprachigen Raums bis 1938 online im Internet kostenlos zur Verfügung.
In das Portal digitalen Weltkulturerbes werden herausragende Projekte aufgenommen, die ihren Beitrag zum Erhalt des Weltkulturerbes dadurch leisten, indem sie die Nachhaltigkeit von Informationen auch für zukünftige Generationen gewährleisten.
Die mit der Auszeichnung verbundene internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung - die Projekthomepage darf mit dem UNESCO-Gütesiegel geschmückt werden - wird die bereits bisher beachtliche Zugriffsfrequenz nachhaltig steigern. Laut Statistik gab es eine Million Zugriffe, darunter viele wie-derkehrende Besucher, die zu 2/3 aus Deutschland und zu 1/3 aus dem Ausland, mehrheitlich den USA, kamen. Gezählt wurde erst ab sechs Minuten Verweildauer, um Zufallstreffer auszuschalten.
Bislang sind bereits 26 Zeitschriften, die wichtigsten und auflagenstärksten, im Internet zugänglich, das sind insgesamt ca. 300.000 Seiten. Zu den bislang erfassten Zeitschriften zählen zum Beispiel: die 'Allgemeine Zeitung des Judenthums', die von 1837 bis 1922 erschien und damit die am längsten erscheinende jüdische Zeitschrift überhaupt ist. Sie steht für das Engagement für die jüdische Reformbewegung, die Emanzipation und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Juden. 'Die Welt' - das von 1897 bis 1914 wöchentlich erscheinende Zentralorgan der zionistischen Organisation. 'Der Jude', die bedeutende deutschsprachige geistesgeschichtliche jüdische Zeitschrift, die von Martin Buber herausgegeben wurde.
In den kommenden beiden Jahren wird noch eine Vielzahl von kleineren und spezielleren Titeln folgen, darunter auch die jiddischen und hebräischen Perioda aus Deutschland. Die Zeitschriften werden verfilmt und digitalisiert und in Form von Originalgraphiken, teilweise auch als Volltexte, im Netz bereitgestellt. Zudem werden Metadaten erstellt, da alle Zeitschriftenaufsätze katalogisiert werden und über Verfasser und Titel suchfähig sind. Ein Teil der Texte wird zusätzlich mit Schlagworten inhaltlich erschlossen und bietet mittels einer Datenbank den gezielten Zugriff auf Informationen.
Zur Judaica-Sammlung gehören zahlreiche wertvolle alte Zeitschriftenbestände, die den Nationalsozialismus und den Krieg fast unbeschadet überstanden haben. Viele der alten Bücher und Zeitschriften, die allmählich zu zerfallen drohen, sind in Deutschland nur noch selten zu finden und für die Forschung außerordentlich wichtig. Im deutschsprachigen Raum erschien die erste jüdische Zeitschrift 'Sulamith' 1806. Bis 1938, als die bis dahin noch existenten jüdischen Periodika von den Nazis verboten wurden, gab es rund 500 jüdische Periodika. Sie stellen für die Erforschung des Judentums seit der beginnenden Neuzeit ein überaus wertvolles und einzigartiges Quellenreservoir dar. Gerade weil in diesen Periodika alle religiösen, politischen und sozialen Richtungen innerhalb des Judentums vertreten sind und alle Bedürfnisse - wissenschaftliche, berufli-che, literarische, pädagogisch-didaktische - artikuliert wer-den, lassen sie sich, wie es im Jüdischen Lexikon (1927) heißt, als "ein getreues Abbild des jüdischen Lebens" interpretieren.
Das Projekt ist ein weiterer Schritt zur Optimierung der Literaturversorgung im Informationszeitalter und ein Baustein zum Aufbau einer Virtuellen Fachbibliothek 'Jüdische Studien', die die Stadt und Universitätsbibliothek anstrebt.
Das Gemeinschaftsprojekt der Judaica-Abteilung der StUB, die den größten Bestand an wissenschaftlicher Literatur zum Thema Judentum und Israel in der Bundesrepublik Deutschland besitzt, des Lehr- und Forschungsgebietes Deutsch-jüdische Literaturgeschichte der RWTH Aachen und der Germania Judaica, einer Fachbibliothek zur deutsch-jüdischen Geschichte in Köln wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und hat eine Laufzeit bis 2006.
Kontakt: ab 19. April: Dr. Rachel Heuberger; Leiterin der Hebraica- und Judaica-Sammlung; Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt; Bockenheimer Landstr. 134-138, 60325 Frankfurt; Tel: 069-21243665; Fax: 069-21239380; E-Mail: Heuberger@StUB.uni-frankfurt.de und www.compactmemory.de