Die Götter und das Recht oder Wie flucht man am Mittelmeer
Ein interdisziplinäres Symposion
FRANKFURT. Zwischen den Rechtstexten einer Nation, eines Volkes oder Kulturraumes und der in diesen Bereichen ausgeübten Religion(en) besteht eine enge Beziehung. Selbst in (post)modernen, sich säkular verstehenden Gesellschaften tragen die Begründung, die Einsetzung und die symbolische Repräsentanz des jeweils geltenden Rechts einen transzendenten Charakter. Noch sehr viel deutlicher ist die Verbindung zwischen der Welt der Götter und der Welt des Recht in der Antike und im alten Vorderen Orient. Für das 6./5. Jahrhundert v. Chr. ist nun das Phänomen feststellbar, dass sowohl im griechisch-römischen Bereich als auch im Vorderen Orient zentrale Rechtstexte kodifiziert und religiös begründet werden, die darüber hinaus in ihrem materialen Bestand verblüffende Analogien und Parallelen aufweisen.
Das diesjährige Symposion der Projektgruppe Altorientalisch-Hellenistische Religionsgeschichte (AHRG) widmet sich genau diesem Phänomen und fragt nach der jeweiligen religiösen und theologischen Legitimierung der einzelnen Rechtstexte, nach überlieferungs- und literargeschichtlichen Berührungen zwischen den griechischen, römischen und vorderorientalischen Rechtscorpora, zu denen auch die alttestamentlichen Rechtstexte gehören, sowie nach den aus diesen Texten erkennbaren Rechtshermeneutiken. Zumal bei der Frage nach den Rechtshermeneutiken sollen über die Erhellung der antiken Rechtsgeschichte hinaus Paradigmen für gegenwärtige Formen und Interpretationen des Rechts und seiner gesellschaftlichen, religiösen und ethischen Relevanz erarbeitet werden.
Zu der interdisziplinären Tagung am 24.4.2004 werden international ausgewiesene Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen der Bibelwissenschaften, der Rechtsgeschichte, der Archäologie, der Klassischen Philologie und der Kultur- und Religionsgeschichte erwartet.
Zum Symposion wird der Sammelband der letztjährigen Tagung 'Die Griechen und das antike Israel. Interdisziplinäre Beiträge zum Religions- und Kulturkontakt zwischen Griechenland und dem Heiligen Land' erhältlich sein. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
PROGRAMM
Samstag, den 24. April 2004
10.30
Prof. Markus Witte (Frankfurt, Altes Testament):
Eröffnung
10.45 bis 11.45 Uhr
Prof. Gerhard Thür (Graz und Austin/Texas):
'Gibt es 'Rechtscorpora' im archaischen Griechenland?'
12 bis 13 Uhr
Prof. Marie-Theres Fögen (Frankfurt und Zürich):
'Das römische Zwölftafelgesetz. Eine imaginierte Wirklichkeit'
14 bis 15 Uhr
Prof. Eckart Otto (München und Pretoria): 'Die Rechtshermeneutik des Pentateuch und die persische Rechtsideologie'
15.15 bis 16 Uhr
Dr. Anselm C. Hagedorn (Berlin):
'Wie flucht man am östlichen Mittelmeer? Kulturanthropologische Perspektiven zu den Dirae Teiae und Deuteronomium 28'
16.30 bis 17.30 Uhr: Abschlussdiskussion.
Tagungsort: Campus Westend, Grüneburgplatz 1, Nebengebäude Raum R. 1741B.
Die Teilnahme an dem Symposion ist kostenlos: eine schriftliche Anmeldung an das Sekretariat der veranstaltenden Professur für Altes Testament, Fachbereich Evangelische. Theologie, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt, zu Händen Frau Birgit Moll, E-Mail: b.moll@em.uni-frankfurt.de wird erbeten.
Kontakt: Prof. Markus Witte; Altes Testament; Grüneburgplatz 1; 60629 Frankfurt; Tel.: 069/798-33315; Fax: 069/798-33255; E-Mail: M.Witte@em.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen:
http://www.evtheol.uni-frankfurt.de