Entlassung aus dem Krankenhaus:Kritischer Tag ist Freitag
Der Tag der Entlassung aus dem Krankenhaus beeinflußt die Rate der Wiederaufnahme der Patienten. Der Freitag ist Hauptentlassungstag, mehr als ein Fünftel der Entlassungen fallen auf diesen letzten Wochentag. Am Wochenende wird dagegen kaum entlassen und zwar je länger die Patienten schon im Krankenhaus sind, um so seltener. Beträgt die Liegedauer länger als eine Woche, so gehen nur noch 2,5 % aller Entlassenen am Sonnabend/ Sonntag nach hause. Dies ergibt eine Auswertung von mehr als 900.000 Krankenhausfällen der Gmünder Ersatzkasse aus den Jahren 1997 bis 2002, die Frau Privatdozentin Dr. Natascha Nüssler aus der "Klinik für Abdominal-, Viszeral- und Transplantationsmedizin" der Charité auf dem 121. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 28.4. in Berlin vorgetragen hat. Auffälligstes Ergebnis war: Die Wahrscheinlichkeit innerhalb von 30 Tagen nach Entlassung erneut stationär aufgenommen zu werden oder zu sterben ist am geringsten, wenn die Entlassung am Sonntag stattgefunden hat. Dies gilt für beide Geschlechter und alle Alterstufen. Am höchsten ist dagegen die Wahrscheinlichkeit der Wiederaufnahme, wenn der Patient am Freitag entlassen wurde.
Diese Unterschiede dürften nach Dr. Nüssler darauf zurückzuführen sein, daß das versorgungsfreie Intervall vom Freitag bis zum nächsten Montag oder Dienstag, an dem der Patient den niedergelassenen Arzt kontaktiere, offenbar für einen Teil der Entlassenen zu lang ist. Außerdem spricht einiges dafür, daß der Gesundheitszustand derer, die am Wochenende nach hause drängen, besser sein könnte, als bei den am Freitag (zu früh) Entlassenen.
Frau Dr. Nüssler regte an, die Entlassung zukünftig wesentlich stärker allein nach medizinischen Maßstäben auszurichten. Dies würde vermutlich eine gleichmäßigere Verteilung der Entlassungen auf alle Wochentage herbeiführen. An Wochenenden würden allerdings höhere Kosten entstehen als bei den bisherigen Entlassungsmodalitäten. Dies wiederum dürfte von den knappen Kassen kaum zu leisten sein. Außerdem würde die Arbeitsbelastung der Chirurgen in den Kliniken weiter zunehmen und damit den Beruf des Chirurgen noch unattraktiver erscheinen lassen, als er jetzt schon ist und sich im Mangel an Chirurgen in Deutschland spiegelt. Langfristig sei es daher besser, die Vernetzung der stationären Versorgung mit der ambulanten Nachbehandlung durch niedergelassene Ärzte zu intensivieren.
(29.4.04) S.Sch.