Frankfurt wird Referenzzentrum für die Diagnose von Hoch-Risiko-Leukämien
Auszeichnung für beste Posterpräsentation auf internationaler Tagung
Das Frankfurter Zentrum für Molekulare MLL-Diagnostik, das vor einem Jahr auf Initiative von Prof. Dr. Theo Dingermann und Prof. Dr. Rolf Marschalek, Institut für Pharmazeutische Biologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität, sowie Prof. Dr. Thomas Klingebiel, Zentrum der Kinderheilkunde II des Universitätsklinikums Frankfurt, gegründet wurde, hat sich in kürzester Zeit zu einem international anerkannten Referenzzentrum für die Diagnostik so genannter Hochrisiko-Leukämien entwickelt. Dazu zählen alle Leukämien, die durch spezifische genetische Veränderungen - so genannte chromosomale Translokationen des MLL (mixed lineage leukemia)-Gens - hervorgerufen werden, wie die Akute Lymphoblastische Leukämie (ALL) und die Akute Myeloische Leukämie (AML).
Die Frankfurter Wissenschaftler entwickelten eine als Patent eingereichte Methode, mit der alle bekannten und unbekannten MLL-Translokationen identifiziert und charakterisiert werden können. Sie ist Grundlage für einen Patienten-spezifischen Nachweistest, mit dessen Hilfe eine einzelne Tumorzelle unter 100.000 bis 1.000.000 normalen Blutzellen nachgewiesen werden kann ("minimal residual disease monitoring"). Wegen der extremen Leistungsfähigkeit dieser Technik werden in Zukunft neben Diagnostikzentren aus den Niederlanden, Österreich und Deutschland, die bereits seit einiger Zeit ihre Proben in Frankfurt analysieren lassen, weitere Diagnostik-Zentren aus England, Frankreich, Italien und Tschechien ihre Proben zur Feincharakterisierung nach Frankfurt schicken. Damit führt das von der Wilhelm-Sander-Stiftung, München, geförderte Referenzzentrum die Diagnostik für alle betroffenen Patienten in ganz Europa durch.
Doch nicht nur neue Diagnostikmethoden zeichnen diese Arbeitsgruppe an der Johann Wolfgang Goethe-Universität aus. So wurde Adelheid Bursen aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Rolf Marschalek, Institut für Pharmazeutische Biologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, auf dem vierten Biennal Hannover Symposium on Childhood Leukemia, an dem vom 3.- 5. Mai 2004 in Celle mehrere hundert Experten aus 43 Ländern und vier Kontinenten teilnahmen, soeben für die beste Präsentation auf diesem internationalen Kongress ausgezeichnet. Der Gruppe war es gelungen, den molekularen Pathomechanismus aufzuklären, der für die Entstehung und Entwicklung einer schweren Form von Kinderleukämie, der t(4;11)-Kinderleukämie, verantwortlich ist. Sollten Untersuchungen an Tieren den Pathomechanismus bestätigen, könnte in Zusammenarbeit mit Industriepartnern bereits nächstes Jahr mit der Suche nach einem geeigneten Wirkstoff begonnen werden.
Nähere Informationen: Prof. Dr. Rolf Marschalek, Institut für Pharmazeutische Biologie, Telefon: 069-798-29647, E-Mail: Rolf.Marschalek@em.uni-frankfurt.de
Ein allgemeinverständlicher Artikel zum Thema erscheint am 3. Juni 2004 in Forschung Frankfurt (Prof. Dr. Rolf Marschalek und Prof. Dr. Thomas Klingebiel: "Akute Hochrisiko-Leukämie bei Kindern").