Begegnungen mit dem Yankee: Nordamerikanisierung und soziokultureller Wandel in Chile
Welchen Einfluss haben die USA auf die Politik und Gesellschaft Lateinamerikas? Stefan Rinke, Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte unter besonderer Berücksichtung Lateinamerikas, hat in seiner jetzt erschienenen Habilitationsschrift erstmals aus der Sicht des Historikers die Nordamerikanisierung eines lateinamerikanischen Landes näher untersucht.
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet Rinke die chilenischen Begegnungen mit den USA vor dem Hintergrund nationenübergreifender Verflechtungen und neuer Globalisierung im 20. Jahrhundert. Der Historiker der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) beschreibt einen Begegnungsprozess Chiles mit den greifbaren und den symbolischen Vereinigten Staaten. Dieser habe weder zu einer kulturellen Homogenisierung Chiles noch zur Eingliederung in eine "Überkultur" geführt.
Neben den politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnissen erläutert Rinke auch die Rolle der Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit Konsumangeboten, Kino, Musik oder Sport aus den Vereinigten Staaten. Dabei erläutert der Autor, wie diese Prozesse gesellschaftliche Reformen und nationalistische Projekte in Chile beeinflussten. Für Vergleiche zu weiteren Ländern Lateinamerikas und anderen Weltregionen bietet die Studie vielfältige Anknüpfungspunkte.
Rinke, Stefan: Nordamerikanisierung und soziokultureller Wandel in Chile (1898-1990). Köln/Weimar 2004 (Böhlau Verlag), 68,90 Euro.