Ilmenauer Medientechnologie auf höchstem Standard
In den vergangen Monaten konnte das Institut für Medientechnik (IMT) der Technischen Universität Ilmenau seine technische Ausstattung deutlich erweitern und damit beste Voraussetzungen für Forschung und Lehre schaffen. Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Land Thüringen, wurden ein neues Videostudio eingebaut, das Virtuelle Studio deutlich erweitert, ein Hörlabor errichtet, ein Postproduction-Pool aufgebaut und ein Usablity-Labor geschaffen. Damit kann fast die gesamte medientechnische Verarbeitungskette von der Produktion bis zum Test der Ergebnisse in neu eingerichteten Laboren realisiert werden.
Eines der aufwendigsten Projekte war die völlig Neugestaltung des Medienlabors II, das jetzt neben dem erweiterten Virtuellen Studio auch ein völlig neues konventionelles Studio beherbergt. Während in letzterem mit realen Kulissen gearbeitet wird, entstehen im Virtuellen Studio Fernsehbeiträge, in den reale und computergenerierte Welt gemischt werden. Mit einer gemeinsamen Video-Regie für beide Teilbereiche kann die Studiofläche von ca. 180 m² mit nun insgesamt fünf Kamerazügen flexibel genutzt werden. Eine separate Audioregie mit Sprecherkabine lässt sowohl hochwertige Audioproduktionen als auch Nachvertonungsarbeiten für bereits existierendes Videomaterial zu. Die Anzahl der installierten Scheinwerfer wurde auf 80 vervierfacht. Auch die Videoregie genügt nach der Erneuerung des Videopultes und Ausbau der Monitorwand professionellen Ansprüchen.
Ein wichtiger Aspekt der Erneuerung war der Übergang zur IT-basierten, bandlosen Fernsehproduktion, wie sie schrittweise auch in den professionellen Studios eingeführt wird. Die Studierenden können sich damit schon während ihrer Ausbildung mit der neusten Aufnahme- und Verarbeitungstechnik vertraut machen.
Auf der Basis des Hochschulbauförderungsgesetz (HBFG) konnte in diesem Semester auch ein neuer PostProductionPool mit 16 Schnittplätzen zur nachträglichen Bearbeitung von Videomaterial in Betrieb genommen werden. Die Plätze erlauben nicht nur das Einspielen, Schneiden und Gestalten von Videosequenzen, sondern auch die Ausgabe der Ergebnisse auf DVD. Ergänzt wird das System durch einen HighEnd-Schnittplatz, der professionellen Ansprüchen gerecht wird.
Mit dem Neubau eines Hörlabors, der durch das Thüringer Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (TMWFK) und die Fraunhofer-Gesellschaft finanziert wurde, stehen der TU Ilmenau und dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) ein modernes Labor für Hörexperimente zur Verfügung. Es soll für Hörtests genutzt werden, die sich insbesondere mit der Erforschung der Zusammenhänge von Hören und Sehen bei interaktiven Audio- und Videoanwendungen befassen. Dazu ist es mit einer 5.1 Surround-Wiedergabeanlage ausgestattet und bietet auch die Möglichkeit der Wiedergabe von Klängen über ein kreisförmiges Zwölfkanalsystem. Ein Schwerpunkt werden Tests mit dem IOSONO-System sein, einer Klangwiedergabetechnologie des Ilmenauer Fraunhofer-Instituts, das neue Maßstäbe im Bereich des Raumklangs setzt. Ein solches Hörlabor existiert weltweit nur an wenigen Stellen und ist bisher an keiner Universität vorhanden.
Mit Mitteln aus dem Hochschulbauförderungsprogramm (HBFG) konnte am Institut für Medientechnik in den vergangenen Monaten auch ein Usability Labor eingerichtet werden. Es besteht aus einem Test- und einem Beobachtungsraum, die durch eine Wand mit verspiegeltem Fenster getrennt sind. Während eines Usability Tests erledigt ein Benutzer typische Aufgaben an dem Prototyp eines Produkts. Mehrere Videokameras zeichnen alle Details des Vorgangs auf. Zusätzlich werden mit Fragebogen und Interviews die Erfahrungen des Probanden erfasst. Das Entwicklungsteam im Beobachtungsraum erlebt unmittelbar die Benutzerreaktion auf die Prototypgestaltung. Usability Labore sind ein weltweit eingesetztes, wissenschaftliches Instrument, um den Transfer neuer technischer Möglichkeiten in innovative Anwendungen zu unterstützen. Die Akzeptanz eines neuen Produkts hängt immer stärker davon ab, wie effektiv ein Anwender seine Probleme damit lösen kann, wie groß seine Usability ist. Neben der Evaluierung von Produktkonzepten, kann das Usability Labor auch dazu dienen, Produktideen für neue Technologien zu generieren.
Damit schließt sich der Kreis von Idee, Produktion, Weiterverarbeitung und Test, der sich in der Produktion neuer Medien genauso findet, wie in der materiellen Produktion. Die neuen Labore des Instituts für Medientechnik bieten Unterstützung für unterschiedliche Aufgaben des Produktionszyklus. Den Studierenden, Mitarbeitern und Partnerfirmen des Instituts steht damit eine der modernsten medientechnischen Ausstattungen für die Lehre und die Forschung an einer deutschen Hochschule zur Verfügung.
Die Einweihung der Studios und Labore wird am Dienstag, dem 8. Juni 2004 um 11 Uhr im Medienlabor II (Gebäude hinter dem Universitätsrechenzentrum) mit einem Festakt begangen.
Kontakt/Information:
TU Ilmenau, Institut für Medientechnik
Prof. Karlheinz Brandenburg, Tel. 03677 69-2757
Prof. Hans-Peter Schade, Tel. 03677 69-2757