Diplomarbeit zum Fahrverhalten mit BGW-Förderpreis 2003 "Sicherheit im Straßenverkehr" ausgezeichnet
Für ihre hervorragende Diplomarbeit zum Thema "Wie man fährt: Entwicklung und Einsatz eines Instruments zum Erfassen und Klassifizieren von Fahrfehlern zur Analyse des Fahrverhaltens geübter Fahrer" wird die Psychologin Bettina Kämpfe mit einem Förderpreis 2003 (2. Preis) der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ausgezeichnet.
Ausgangspunkt für die Untersuchung war die hohe Zahl von Verkehrsunfällen in Deutschland. Da Unfälle oft aus nicht oder unzureichend korrigiertem Fehlverhalten resultieren, liegt ein möglicher Ansatzpunkt für die Unfallvermeidung bei den Fehlern. Ziel der Arbeit war es deshalb, ein Beobachtungsinventar zu entwickeln, um Fahrfehler und die Situationen, in denen sie auftreten, detailliert erfassen zu können und dieses Instrument bei Fahrversuchen anzuwenden.
Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Analyse des Fahrverhaltens von geübten Fahrern. Untersucht wurde, welchen Einfluss verschiedene Streckencharakteristika auf das Auftreten von Fehlern haben. 14 Versuchsfahrten wurden von Fahrlehrern begleitet, die dabei Fehler registrierten. Die Fahrfehler wurden zusätzlich durch eine nachträgliche Analyse von objektiven Fahrdaten und Videoaufzeichnungen erfasst. Schließlich wurden alle erkannten Fehler anhand der selbst entwickelten Fehlerklassifikation kategorisiert. Am häufigsten traten die Fehler "zu schnell" und "kein Sichern" (Unterlassen von Schulter- oder Spiegelblick) auf.
In einem Vergleichsdesign wurden nun jeweils zwei Situationen oder Situationsklassen gegenübergestellt, die sich bezüglich des interessierenden Merkmals unterschieden. Die Beschreibung der einzelnen Streckenabschnitte erfolgte durch die erstellte Situationssystematik. Es konnte gezeigt werden, dass die Straßenbreite und die Fahrbahndecke die Wahl der Fahrgeschwindigkeit beeinflussen. Auf breiteren Straßen bzw. Fahrbahnen mit sehr guter Fahrbahnoberfläche wurde die erlaubte Höchstgeschwindigkeit deutlich häufiger übertreten. Auf Alleen bestand ein Trend zu Geschwindigkeitsüberschreitungen. Fuhren Fahrer größere Abschnitte mit hohem Tempo, übertraten sie danach signifikant häufiger gesetzlich vorgeschriebene Geschwindigkeiten.
Für Kurven ergab sich, dass Probleme hinsichtlich der Spurhaltung und des Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverhaltens vor allem bei kleinen Kurvenradien entstanden. Dieser Effekt war ausgeprägter bei Kurven in kurvenarmen Strecken.
Außerdem konnte gezeigt werden, dass bei Kreuzungssituationen, die nicht den Erwartungen der Fahrer entsprachen, eher Fehler verübt wurden. Ein Trend zum fehlerhaften Verhalten bestand auch an komplexen, unübersichtlichen Kreuzungen.
Der Förderpreis "Sicherheit im Straßenverkehr" wird seit elf Jahren an universitäre Abschlussarbeiten verliehen, die sich fundiert und praxisnah mit dem Thema Verkehr auseinandersetzen. Die diesjährige Preisverleihung findet am 11. Juni in Hamburg statt.
Informationen für Journalisten: Dipl.-Psych. Bettina Kämpfe; Tel. 0351 463-36703, Mobil (0178) 4599325, E-Mail: kaempfe@verkehrspsychologie-dresden.de
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