Ideenpreis der Körber-Stiftung für Projekt an der Universität Hannover
Weibliche Migration steht im Mittelpunkt der "Transatlantischen Universität"
Mit einem Ideenpreis hat die Körber-Stiftung das Projekt "Die Transatlantische Universität: Kulturelle Vielfalt im schulischen Umfeld - eine weibliche Perspektive" ausgezeichnet. Am 21. Juni 2004 werden Dr. Sabine Liebig vom Institut für Geschichte und ihre Didaktik der Universität Hannover und Kerstin Otto, selbstständige Koordinatorin aus Hamburg, für ihr Konzept einer deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit zwischen Lehramtsstudierenden gemeinsam mit 61 anderen Preisträgern des Ideenwettbewerbs "Usable" in Berlin geehrt. In diesem Jahr stand der Wettbewerb, zu dem mehr als 300 Vorschläge eingereicht wurden, unter dem Motto: "Zusammen leben: Integration und Vielfalt".
Dieses Thema greifen auch Dr. Sabine Liebig und Kerstin Otto in ihrem Konzept auf. Im Mittelpunkt ihrer "transatlantischen Universität" steht die Frage nach dem Umgang mit jungen Migrantinnen in der Schule. Während eines Seminars sollen deutsche und amerikanische Lehramtsstudierende auf die unterschiedlichen Probleme, aber auch auf innovative Lösungen vorbereitet werden. Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern sollen mit dem Ziel untersucht werden, voneinander zu lernen.
"Die weibliche Seite der Migration ist in der Forschung bislang immer zu kurz gekommen", begründen die beiden Wissenschaftlerinnen ihre "weibliche Perspektive". Dabei sei die Belastung der Migrantinnen oft höher als die der einwandernden Männer, vor allem, wenn es sich um Musliminnen handle. Zum einen liege Hauptlast, im fremden Land ein funktionierendes Familienleben aufrechtzuerhalten, bei den Frauen. Zugleich seien sie für die Weitergabe der Traditionen zuständig, müssten aber auch selbst mit dem neuen Leben und seinen Schwierigkeiten und Veränderungen fertig werden. Muslimische Mädchen können in der Schule auf Schwierigkeiten stoßen, wenn sie von den Eltern aus ein Kopftuch tragen müssen. Dieses hindert sie daran am Sport- und Schwimmunterricht teilzunehmen. Vielen werde von den Eltern verboten, auf Klassenfahrten mitzufahren. Elterngespräche scheiterten oft an mangelnden Sprachkenntnissen der Mütter, die auf Ehemänner oder Söhne als Übersetzer angewiesen seien. "Allein dadurch sind viele Themen, die Mädchen betreffen, von vorne herein tabuisiert", betont Dr. Sabine Liebig.
In dem geplanten Seminar sollen deutsche und amerikanische Studierende auf die spezielle Problematik der jungen Migrantinnen und ihrer Mütter und den Umgang mit muslimischen Vätern und Jungen vorbereitet werden. Während die deutschen Studierenden in einem Blockseminar lernen, werden die Kontakte zu amerikanischen Studierenden an der University of Wisconsin vertieft, die die beiden Wissenschaftlerinnen bereits während eines Pilotprojektes aufbauen konnten. Möglich wird diese transatlantische Zusammenarbeit durch die Nutzung von Online-Kommunikation. Die Lehrerinnen-Plattform LeaNet ermöglicht Online-Exchanges mit Lehrerinnen in den USA ebenso wie die Zusammenarbeit zwischen den Studierenden.
Hinweis an die Redaktion:
Für nähere Informationen stehen Ihnen Dr. Sabine Liebig unter 0511/762-8517 oder per Mail unter liebig@erz.uni-hannover.de und Kerstin Otto unter 040/43193337 oder per Mail unter kotto@tak.schule.de gern zur Verfügung.