Sprache und Recht, 37. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache
Vom 13. bis 15. März soll in 24 Referaten das Verhältnis der beiden Systeme Sprache und Recht sowohl aus sprachwissenschaftlicher wie aus juristischer Sicht beleuchtet werden. Abgerundet wird die Mannheimer Tagung, bei der über 400 Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwartet werden, durch eine Podiumsdiskussion, die der Frage nachgeht, ob und wie man Gesetze verständlich machen kann.
Gesetze, Gerichtsverhandlungen, Plädoyers und Urteile - das Recht ist an mannigfaltige Sprachformen gebunden; ohne Sprache kein Recht. Gilt umgekehrt auch: Ohne Recht keine Sprache? Wo Menschen eine Sprache sprechen, gibt es immer auch Regelungen des Zusammenlebens und Vorstellungen von Gerechtigkeit. Wo sich eine Sprache entwickelt, da gibt es insofern auch "Recht". Insbesondere die deutsche Sprache wäre ohne die Einflüsse des Rechtswesens nicht, was sie ist. Die Nähe von Sprache und Recht gründet sich auf etliche Gemeinsamkeiten: Beide sind das Werk sozialer Gemeinschaften und prägen deren Kultur in herausragender Weise; in beidem spielen sowohl unausgesprochene Gewohnheiten als auch kodifizierte Festlegungen eine Rolle. Nicht nur alte Redewendungen wie "Haus und Hof" und den "Stab über jemandem brechen" zeugen davon, dass Sprachkultur und Rechtskultur sich historisch eng verbunden entwickelt haben. Recht und Gesetz prägen auch den öffentlichen Sprachgebrauch in der Gegenwart. Von "geldwertem Vorteil", "guten Sitten" oder "niedrigen Beweggründen" wird etwa in der Presse ganz anders geschrieben als in Gesetzestexten. "Besitz" und "Eigentum", "Mord" und "Totschlag" sind in der Gemeinsprache fast synonym, in der Rechtssprache keineswegs.
All dies ist Grund genug, das Verhältnis der beiden Systeme Sprache und Recht sowohl aus sprachwissenschaftlicher wie aus juristischer Sicht zu beleuchten und dabei die Perspektive der Öffentlichkeit einzubeziehen. Die Tagung, bei der über 400 Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwartet werden, wird in 24 Referaten und einer abschließenden Podiumsdiskussion wichtige, aber keineswegs alle interessanten Aspekte des Themas behandeln. Dazu gehören:
· das Verhältnis von Sprache, Recht und Öffentlichkeit,
· Rechtssprache bzw. Sprache im Rechtswesen,
· kommunikative Besonderheiten in Gerichtsverhandlungen,
· Interpretation und Textauslegung als juristische und als linguistische Verfahren,
· das Bild des Rechts in den Medien,
· Probleme der Mehrsprachigkeit des Rechts in Europa und die daraus erwachsenden Konsequenzen für die Juristenausbildung,
· historische Rückblicke auf den Wechsel von Rechtssystemen und Sprachgebräuchen,
· der Nutzen der Linguistik für die Kriminologie,
· die Frage nach den Grenzen der Verständlichkeit von Gesetzen.
Tagungsort:
13.bis 15.3.2001
Bürgersaal
Stadthaus Mannheim
N1, am Paradeplatz
Mannheim
Weitere Informationen:
http://www.ids-mannheim.de/aktuell/