Online-Buchhandel: Internet plus Ladengeschäft als Königsweg
Der Online-Buchhandel hat die Marktstrukturen im deutschen Buchhandel bisher nur wenig verändert. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Akademie für Technikfolgenabschät-zung in Baden-Württemberg (TA-Akademie).* "Der stationäre Buchhandel hat gute Chancen, gegen die Konkurrenz der reinen Online-Buchhandlungen zu bestehen", so Ulrich Riehm, Projekt-leiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe und einer der Autoren, der die Studie im Auf-trag der TA-Akademie erstellt hat. Der Buchhandel müsse dazu seine traditionellen Stärken ausbauen und besser vermarkten, wie die persönliche Beratung und das kostenfreie Besorgungsgeschäft über Nacht, sowie die Bestellung von Ansichtsexemplaren und den Botenservice nach Hause. Große Chancen sehen die Autoren ins-gesamt für Buchhandlungen, die mehrere Vertriebsschienen sinn-voll kombinieren.
Bei diesen mittlerweile über 1500 Buchhandlungen kann man ein Buch im Internet bestellen und dann im Geschäft abholen. Selbst Amazon.com, Marktführer im Online-Buchhandel, kooperiert mittlerweile mit einer der großen Buchhandelsketten der USA, um beide Welten zu verbinden. Derzeit liegt der Marktanteil des Onli-ne-Buchhandels in Deutschland mit etwa 300 Millionen Mark bei lediglich zwei Prozent, obwohl sich die Umsätze des Buchverkaufs im Internet seit 1997 mehr als verzehnfacht haben. Die Buchhänd-ler fürchten derzeit offenbar eher eine Abschaffung der Buchpreis-bindung, als die Konkurrenz aus dem Internet. So rechnet die Mehrzahl der befragten 29 Experten aus 22 Unternehmen mit ei-nem Fall der Buchpreisbindung innerhalb der kommenden fünf Jahre. "Das wird die Branche stärker verändern, als der Online-Buchhandel", so die überwiegende Meinung. Zwar erwarten die befragten Experten, dass die Vertriebsschiene Internet weiter an Bedeutung gewinnen wird; dass man darüber aber auch zusätzliche Gewinne erzielen kann, glauben nur noch 50 Prozent der Befrag-ten. Insbesondere der Direktvertrieb durch Autoren und Verlage werde eine größere Bedeutung gewinnen, so ihre Einschätzung. Zu den langfristigen Verlierern durch den Online-Buchhandlung zäh-len nach Einschätzung der Experten der klassische Sortiments-buchhandel und die Buchgemeinschaften. Gleichzeitig entstehen im Internet aber ganz neue Geschäftsfelder: Etwa der Verkauf ge-brauchter und der Rückkauf neu erworbener Bücher.
Ansprechpartner: Dr. Gerhard Fuchs, Telefon 0711/9063-199
E-Mail: gerhard.fuchs@ta-akademie.de
Ulrich Riehm, Telefon 07247/82-3968
E-Mail: riehm@itas.fzk.de
* Ulrich Riehm, Carsten Orwat, Bernd Wingert: Online-Buchhandel in Deutschland. Die Buchhandels-branche vor der Herausforderung des Internet. Arbeitsbericht Nr. 192, Mai 2001. Die Studie kann bestellt werden per Fax unter 0711/9063-299 bzw. per E-Mail über www.ta-akademie.de
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