Berufsbild Professor im Wandel
Tübingen, 19. Oktober 2001
attempto! 11/2001 Berufsbild Professor im Wandel
Tübinger Hochschulmagazin zur kontroversen Diskussion um Dienstrechtsreform
Die geplante Einführung des neuen Dienstrechts für Professoren hat eine breite Diskussion in
den Universitäten, der Politik und den Medien über die neuen Anforderungen an den Beruf
des Hochschullehrers entfacht. In der neuesten Ausgabe von attempto!, der Zeitschrift der
Universität Tübingen, wird dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven kontrovers diskutiert. Eine Neuorientierung der Ziele und Aufgaben der Professoren ist notwendig, darüber herrscht große Einigkeit. Aber was sich genau für den Berufsstand in Zukunft ändern soll,
darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
Jutta Roitsch von der Frankfurter Rundschau sieht den von der Politik gewünschten Professor
der Zukunft als durchsetzungsfähigen "Jürgen Schrempp der Wissenschaft", als "global play-
er" im internationalen Akademiker-Wettbewerb. Wie die Professoren ihre Aufgaben in Zu-
kunft sehen, sollten die Professoren selbst entscheiden und die Studierenden dabei nicht ver-
gessen, meint die Autorin. Die Abschaffung der Habilitation und die Einführung der Junior-
professur ist jedenfalls kein geeignetes Mittel, die Hochschulen zu reformieren, davon ist
Hartmut Schiedermair, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, überzeugt.
Im Gegensatz zu den Mitgliedern des Hochschulverbandes, denen er "selbstmitleidiges Ge-
stöhne" vorwirft, ist Joachim Dyck, emeritierter Germanistikprofessor aus Oldenburg, der
Überzeugung, dass Professoren immer noch einen Traumberuf haben, der große Befriedigung
verschafft, wenn er mit wissenschaftlichem Ehrgeiz ausgeübt wird. Dass dies im Kreuzfeuer
der vielen Bezugsgruppen des Professorenstandes kaum noch möglich ist, glaubt der Hagener
Soziologe Uwe Schimank. Er hält den Professor für strukturell überfordert und dadurch chro-
nisch verunsichert. Dazu wird sicher auch die Evaluierung der Lehre durch die Studierenden
beitragen, die allerdings von dem Anglisten und Mittelbauvertreter Peter Paul Schnierer ge-
fordert wird. Denn nur so könne auf offenkundige Mängel der Lehre verwiesen werden.
Aber auch in der Forschung ist an den hierarchisch strukturierten deutschen Universitäten
nicht alles in Ordnung, so dass es manche Hochschullehrer in die USA zieht: die Juristin Ka-
tharina Pistor entschied sich vor allem wegen der offeneren und damit kreativeren Atmosphä-
re an amerikanischen Universitäten für eine Professorenstelle in New York. Zum Schluss ver-
rät Peter Frankenberg, Wissenschaftsminister in Baden-Württemberg, seine Sicht der Dinge.
Die neueste Ausgabe von attempto! wird in diesen Tagen an die Medien verschickt.
Heft 11/2001 im Internet: www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/at/attempto11/atindex11.html