Zur CeBIT: Mobiles Gedächtnishilfesystem für Patienten mit Hirnschädigungen
Die Universität Leipzig stellt auf der CeBIT das mobile, verteilte Gedächtnishilfesystem MEMOS vor, welches vom Institut für Informatik der Universität Leipzig zusammen mit der Tagesklinik für kognitive Neurologie entwickelt und getestet wird. Es basiert auf Mobilfunk, Enterprise-Technologien und Mobile Computing. Bestimmt ist es für Patienten mit Gedächtnisstörungen nach Hirnschädigungen, z. B. nach Schlaganfall oder Schädelhirntrauma.
Durch konventionelle Gedächtnishilfen, wie z.B. Kalender, können die Defizite solcher Patienten oft nur unzureichend kompensiert werden. Die Bedienung kommerzieller elektronischer Systeme ist für die Pati-enten hingegen oft nicht erlernbar.
Im Rahmen des Projektes MOBTEL wurde daher das mobile Betreuungssystem MEMOS entwickelt, welches die einge-schränkten kognitiven Ressourcen der Patien-ten berücksichtigt. Es besteht aus einem Hand-heldcomputer, dem Personal Memory Assistant (PMA) sowie einer Festnetzbasis-station. Der PMA, welchen der Patient ständig bei sich trägt, erinnert ihn an bevorstehende Termine und Aufgaben und kann bei Bedarf notwendige Detailinforma-tionen zur Verfü-gung stellen.
Die Interaktion mit dem Basissystem erfolgt über einen Webbrowser, wie er auf jedem internetfähigen Computer zu finden ist. Aus den Eingaben des Patienten sowie seiner An-gehörigen oder Betreuer (z.B. Therapeuten, Ärzte) erzeugt das Basissystem Informa-tio-nen, die auf dem PMA des Patienten angezeigt werden. PMA und Basissystem kommu-nizieren über ein eingebautes Mobiltelefon. Das System ist in der Lage, die Eingaben verschiedener Betreuer zu koordinieren und so Terminüberschneidungen zu verhindern.
Neu erzeugte Informationen werden per Mobilfunk zu dem jeweiligen PMA über-tra-gen. Gleichzeitig werden durch das Basis-system alle Aktionen ausge-wertet, und in kritischen Situationen wird der Betreuer benach-richtigt. In Notfallsituationen kann direkter Telefonkontakt zwischen Patient und Betreuer aufgenommen werden.
Das Betreuungssystem MEMOS ist in dieser interaktiven Form einmalig. Es dient dem Ziel, die Selbstständigkeit und somit die Lebens-qualität der Patienten zu erhöhen. Weiterhin werden Familienmitglieder und andere Betreuungspersonen entlastet sowie Betreu-ungsaufwand und -kosten gesenkt.
Die technische Umsetzung von MEMOS er-folgt auf ausfallsicheren Computern. Die Kernkomponenten und die Anbindung an das Internet wurden durch Enterprise Java Beans bzw. Java Server Pages realisiert. Die Mobil-funkübertragung basiert auf der GPRS-Tech-nologie. Als PMA dienen kommerziell verfüg-bare Organzier, die für MEMOS modifiziert werden.
Das Nachfolgeprojekt MOBREGIO, welches den Einsatz der mobilen Technik im Bereich der inno-vativen Arbeitsgestaltung erweitern wird, be-ginnt voraussichtlich im März 2002 und wird vom Bundesministerium für Bildung und For-schung gefördert.