Uni Bremen: Tagung zu den Perspektiven technischer Verkörperung "Körper - Maschine - Geschlecht"
Wie die Verhältnisse von Mensch und Maschine gedacht werden können und gestaltet werden sollen, ist seit der Antike umstritten. Aktuelle wissenschaftliche und technische Entwicklungen werfen dabei die Frage nach der Rolle des Körpers auf. In der neuen Technowelt scheint Kommunikation körperlos zu funktionieren, Zeit und Raum spielen keine Rolle mehr. "Kulturpessimisten" diagnostizieren im Cyberspace bereits das Verschwinden des Körpers oder gar alles Lebendigen. Die "technikgläubige" Fraktion erwartet das Gegenteil: Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine erhält ganz neue Qualitäten. In der Robotik und anderen Forschungszweigen der Künstlichen Intelligenz werden Maschinen körperlich, "menschlich" und "unberechenbar" konstruiert. Sie sollen soziales Verhalten simulieren und als gleichberechtigte Partner agieren.
Jenseits vorherrschender Diskussionen (um Entkörperung oder technologisch-soziale Utopien) soll der Blick auf die aktuellen Entstehungszusammenhänge von Körpern, Maschinen und Geschlecht gerichtet werden: Wie werden menschliche und technische Körper gegenwärtig in Life- und Cyberscience hergestellt? Welche Vorstellungen vom Menschen gehen in die wissenschaftlichen Modelle und technischen Konstruktionen ein? Wie verändern diese Entwicklungen unsere Wahrnehmung und das Denken eigener und fremder Körper? Auf welche Weise wird dabei Geschlecht mit hervorgebracht? Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt des Symposiums "Embodied Agents of Life- and Cyberscience: Turbulente Körper und soziale Maschinen". Die Arbeitstagung findet vom 5. - 7. Juli 2002 in Bredbeck bei Bremen statt. Sie wird vom Studiengang Informatik und dem Zentrum für feministische Studien der Universität Bremen gemeinsam mit dem Fachgebiet Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Braunschweig organisiert.
An dem Symposium, das von der VolkswagenStiftung gefördert wird, nehmen 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt teil. Einleitend werden die international renommierten Wissenschaftsforscherinnen Prof. Dr. Katherine Hayles (USA) über 'Computing the Human' sowie Prof. Lucy Suchman (GB) über 'Embodied Agencies at the Interface' sprechen. Die Schwerpunkte der Tagung 'Sozialität mit Menschen und Maschinen', 'Im/Materialität oder Der Mythos vom Verschwinden des Körpers' und 'Emergenz - Formalisierung des Unverfügbaren?, werden in interdisziplinären Arbeitsgruppen diskutiert. Ziel ist es, Perspektiven des "technological embodiment" und der Mensch-Maschine-Interaktion zu vermitteln und übergreifend im Kontext der Gender-Debatte zu bearbeiten.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Studiengang Informatik, Zentrum für feministische Studien
Corinna Bath,
Tel: 0421/ 218-4914, eMail: bath@informatik.uni-bremen