Harte Nuss geknackt - Kern unversehrt / zur WR-Evaluierung des IAT
Ein Kommentar zur Evaluierung des Instituts Arbeit und Technik durch den Wissenschaftsrat
Von Prof. Dr. Franz Lehner, Präsident des IAT
Der Donner und der Rauch der Kanon ist verflogen. Ruhe kehrt ein auf einem Schlachtfeld, das eigentlich keines war. Der Wissenschaftsrat hat mit dem gesamten Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen auch das Institut Arbeit und Technik evaluiert. Wie man in der Presse nachlesen konnte, ging er mit dem Institut kritisch um, hat aber seine weitere Förderung empfohlen. Das ist ein wirklicher Erfolg. Denn der Wissenschaftsrat tut sich mit anwendungsorientierten Instituten generell nicht leicht und auch mit dem Institut Arbeit und Technik hat er durchaus seine Schwierigkeiten gehabt. Es gab, das ist ein offenes Geheimnis, im Wissenschaftsrat heftige Debatten über das Institut, die allerdings am Ende in ein einhelliges positives Votum mündeten.
Der von einer Expertengruppe im Auftrag des Rates verfasste Bewertungsbericht stellt fest, dass sich das Institut mit seinen Beratungs- und Gestaltungsprojekten sowie Projekten im Rahmen von Politikberatung in seinem über zehnjährigen Wirken einen Namen gemacht hat und bei seinen Auftraggebern aus Wirtschaft und Politik einen sehr guten Ruf genießt. Vor allem aber wird in der zusammenfassenden Bewertung auf Seite 52 bescheinigt: "Das Institut leistet ganz überwiegend gute Arbeit und zeichnet sich durch besondere Kompetenz im Projektmanagement aus". Kritisch wird allerdings auch hervorgehoben, dass eine stärkere theoretische und methodische Fundierung der Arbeiten insgesamt wünschenswert wäre und dass der Forschungsoutput an anerkannter Forschungsleistung zu gering sei. Die Zahl der Publikationen in referierten externen Fachzeitschriften müsse erhöht werden. Diese Kritik können und müssen wir akzeptieren - und wir sind schon dabei, sie konstruktiv umsetzen.
Der Wissenschaftsrat selbst sieht uns kritischer, als die von ihm eingesetzte Expertengruppe. In seiner wissenschaftspolitischen Stellungnahme weist er zwar auf unsere guten Beratungs- und Umsetzungsleistungen hin, sagt aber auch, dass die eigenständigen Forschungsleistungen des Instituts in Teilen, insgesamt aber noch nicht in überzeugender Weise den erforderlichen Qualitätsstandards genügen. In der Presserklärung des Rates wird dieses Aussage verkürzt und dadurch auf alle unsere Arbeitsergebnisse ausgedehnt, also auch auf unsere Beratungsleistungen und Gestaltungsprojekte, die den überwiegenden Teil unserer Arbeit und unserer Aufgabe ausmachen. Diese Verschärfung, die natürlich die Berichterstattung in der Presse geprägt hat, halten wir für unangemessen.
Gerade auch ein stark anwendungsorientiertes Institut braucht eine solide wissenschaftliche Grundlage in Form eigener Forschung - zumal, wenn es wie das Institut Arbeit und Technik das Ziel und den Anspruch hat, aus der Wissenschaft heraus für die Wirtschaft, die Arbeit und die Politik innovative Lösungen für Probleme des Strukturwandels zu entwickeln und zu erproben. Diese Herausforderung akzeptieren wir, und wir haben bereits damit begonnen, sie im Rahmen einer grundlegenden Reorganisation konstruktiv umzusetzen. Wir bilden kleinere Abteilungen (Forschungsschwerpunkte) und verzahnen diese enger mit den Hochschulen und der Grundlagenforschung. Wir führen Zielvereinbarungen und ein Controlling auf der Basis einer Balanced Score Card ein. Wir werden im Rahmen unserer Forschungsplanung und unseres Controllings Forschungsleistungen und Anwendungsleistungen gleichgewichtig bewerten. Im Kern bleiben wir jedoch, was wir seit Jahren sind - eines der wenigen Forschungsinstitute, die den weiten Spagat von der Grundlagenforschung bis zur konkreten Umsetzung beherrschen. Deshalb sind wir in der Lage, den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt rasch in innovative Lösungen für den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen und in Europa umzusetzen.
Pressereferentin
Claudia Braczko
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