Populismus im Aufschwung
Der Populismus kann durch die Kri-minalprävention ungewollt einen Aufschwung erleben. Dadurch, dass auch der "Mann auf der Straße" zur Verhütung von Verbre-chen herangezogen wird, besteht die Gefahr, dass einfache Volkstheorien zur Entstehung und Bekämpfung von Kriminalität Konjunktur bekommen. Zum Beispiel werden Bettler oder Woh-nungslose schnell zu Sündenböcken abgestempelt. Der Suche nach vermeintlich "bösen" Bevölkerungsgruppen wird so Vorschub ge-leistet. Neue Programme zur Kriminalprävention sollten deshalb auf mögliche Risiken untersucht werden. Professor Dr. Michael Walter von der Kriminologischen Forschungsstelle der Universi-tät zu Köln macht in einem Aufsatz auf Schwachstellen einer breit angelegten Kriminalprävention aufmerksam.
Populismus im Aufschwung
Risiken und Folgen der kommunalen Kriminalprävention
Der Populismus kann durch die Kri-minalprävention ungewollt einen Aufschwung erleben. Dadurch, dass auch der "Mann auf der Straße" zur Verhütung von Verbre-chen herangezogen wird, besteht die Gefahr, dass einfache Volkstheorien zur Entstehung und Bekämpfung von Kriminalität Konjunktur bekommen. Zum Beispiel werden Bettler oder Woh-nungslose schnell zu Sündenböcken abgestempelt. Der Suche nach vermeintlich "bösen" Bevölkerungsgruppen wird so Vorschub ge-leistet. Neue Programme zur Kriminalprävention sollten deshalb auf mögliche Risiken untersucht werden. Professor Dr. Michael Walter von der Kriminologischen Forschungsstelle der Universi-tät zu Köln macht in einem Aufsatz auf Schwachstellen einer breit angelegten Kriminalprävention aufmerksam.
Entsprechende Bestrebungen sehen teilweise vor, dass die Poli-zei sich aus bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens zu-rückzieht. An ihrer Stelle sollen auch Privatpersonen einen Beitrag zur Verbrechensvorbeugung leisten. Zum Beispiel können sie ein wachsames Auge auf ihre Nachbarschaft haben. Ihr Mit-spracherecht werden dabei vor allem diejenigen Bürger einfor-dern, die wirtschaftliche Interessen haben, so etwa die Be-treiber von Einkaufszentren. Für sie stellt Kriminalität vor-rangig eine Störung der geschäftlichen Abläufe dar. Bei einer solchen Haltung kann es jedoch leicht dazu kommen, dass ge-sellschaftliche Randgruppen, wie zum Beispiel Wohnungslose, auch ohne kriminelle Tätigkeiten als Bedrohung angesehen wer-den. Dabei steht nicht mehr eine Gefährdung der Personen im Mittelpunkt, sondern vielmehr eine Gefährdung des reibungslo-sen Geschäftslebens.
Auf einem wachsenden Präventions- und Sicherheitsmarkt betrei-ben schon heutzutage, so der Kölner Kriminologe, die Firmen regelrechte Kriminalpolitik. Um das Bedürfnis nach Sicherheit und somit ihren Umsatz zu erhöhen, versuchen manche Firmen, das Furchtempfinden der Bevölkerung zu nutzen oder gar zu steigern. Auf diese Weise wird das Gegenteil einer Deeskalati-on betrieben. Unsicherheitsgefühle werden nicht abgebaut, son-dern tendenziell gefördert. Auch das immerwährende Sensations-interesse der Medien spielt in diesem Prozess eine Rolle.
Es stellt sich die Frage, ob neue Formen der Kriminalpräventi-on tatsächlich das Allheilmittel für ein sicheres Leben sind. Zwar sind alle Bürger aufgefordert, an der Prävention teilzu-nehmen, doch niemand kann sicher sagen, dass sie in Gefahren-situationen tatsächlich füreinander einstehen werden. Wenn überall gegen das Verbrechen "gekämpft" werden soll, wird zu-dem die Furcht vor der Kriminalität allgegenwärtig. Noch feh-len Statistiken, die beweisen, dass zum Beispiel eine stärkere Polizeipräsenz die Deliktzahlen insgesamt senkt.
Trotzdem dürfen die positiven Auswirkungen der Kriminalpräven-tion nach Auffassung des Kölner Kriminologen nicht übersehen werden. Projekte, in denen junge Menschen sich legitim betäti-gen können, wie zum Beispiel der "Mitternachtsbasketball", werden gern angenommen. Mehr Streifengänge von Polizisten, mehr Videokameras und eine größere Präsenz privater Sicher-heitsdienste vermitteln dem einzelnen zumindest ein Gefühl der Sicherheit. Vernetzungen und Kooperation, beispielsweise zwi-schen privaten Einrichtungen und der Polizei, erleichtern den gegenseitigen Informationsaustausch.
Verantwortlich: Laura Ewers
Für Rückfragen steht Ihnen Prof. Michael Walter unter der Te-lefonnummer 0221/470-4281, der Faxnummer 0221/470-5147 und der E-Mail-Adresse kriminologische-forschungsstelle@uni-koeln.de zur Verfügung.
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