Erhard Wischmeyer: Kanalforscher in der Physiologie
Zellen stehen miteinander und mit ihrer Umwelt über kleine Kanäle in Verbindung. Wenn diese nicht richtig funktionieren, können bestimmte Formen der Epilepsie und andere Krankheiten entstehen. Mit den Mutationen solcher Kanäle befasst sich Dr. Erhard Wischmeyer, der seit Oktober 2002 eine C3-Professur für Physiologie an der Uni Würzburg inne hat.
Seine Arbeitsgruppe am Lehrstuhl II des Physiologischen Instituts interessiert sich vor allem für Kanäle, durch die Ionen wie Kalium oder Chlorid geleitet werden. Die kleinen Durchlässe bestehen aus Proteinen. Wenn diese mutieren, so ergeben sich daraus messbare Veränderungen in den einzelnen Nerven- oder Muskelzellen. Viele solcher Mutationen lösen Erbkrankheiten aus, welche die Erregbarkeit der Zellen betreffen. So werden zum Beispiel Myotonien - das sind vererbbare Erregungsstörungen bei Muskelzellen - durch einen Proteindefekt in einem Kanal für Chlorid-Ionen verursacht. Bestimmte Formen der Epilepsie können dagegen durch defekte Kaliumkanäle entstehen.
Aufgrund der Vielfalt gerade der Kaliumkanal-Proteine sind diese oft das Ziel und der Wirkort von zellulären Signalkaskaden, die auf sehr subtile Weise den Erregungszustand einer Zelle beeinflussen können. Das wiederum kann sehr entscheidend sein für die Erregung eines ganzen Ensembles von Zellen, das im Nervensystem eine definierte Region bildet.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Wischmeyer versucht, solche Signalkaskaden durch molekularbiologische und elektrophysiologische Techniken in einfachen Systemen zu rekonstruieren. Sind alle Komponenten einer Kaskade bekannt, kann man versuchen, sie pharmakologisch zu beeinflussen. Diese Grundlagenforschung könnte möglicherweise dazu beitragen, dass sich krankhafte Ausfälle, die aufgrund von Mutationen in den einzelnen Gliedern solcher Signalkaskaden vorkommen, ausgleichen lassen.
Erhard Wischmeyer, 1960 in Melle in Niedersachsen geboren, studierte in Bielefeld und Wien Biologie und Philosophie. 1993 promovierte er an der Uni Bielefeld mit einem Thema über erbliche Muskelkrankheiten. Danach wechselte er ans Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie nach Göttingen. Dort war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung "Molekulare Neurobiologie" tätig.
1999 habilitierte sich Erhard Wischmeyer für das Fach Tierphysiologie. Ab Februar 2002 war er dann - bis zu seiner Ernennung als Professor - als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl II des Physiologischen Instituts der Uni Würzburg beschäftigt. Auf der C3-Professur für Physiologie hat er die Nachfolge von Hans-Georg Schaible angetreten.
Kontakt: Prof. Dr. Erhard Wischmeyer, T (0931) 31-2623, Fax (0931) 31-2741, E-Mail:
e.wischmeyer@mail.uni-wuerzburg.de