Gute Lebensqualität trotz kompliziertem Herzfehler
Bis vor 15 Jahren hatten sie kaum eine Überlebenschance. Nahezu alle Kinder, die mit dem so genannten "hypoplastischen Linksherz", einem komplizierten angeborenen Herzfehler, zur Welt gekommen sind, sind innerhalb weniger Wochen gestorben. Erst die 1988 erstmals bei einem Säugling durchgeführte Herztransplantation brachte einen wichtigen Durchbruch. Daneben gibt es aber heute noch ein weiteres, in drei Schritten durchgeführtes Operationsverfahren, das Kindern mit diesem bislang als unheilbar geltenden Herzfehler eine gute Lebensqualität ermöglicht. Dieses am Universitätsklinikum Münster (UKM) 1992 erstmals durchgeführte Verfahren und aktuelle Aspekte der Behandlung von Säuglingen mit hypoplastischem Linksherz standen im Mittelpunkt einer Fortbildungsveranstaltung im Herzzentrum Münster.
Diese Fortbildungsreihe wird seit dem vergangenen Jahr durch die Klinik für Kinderkardiologie und die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie gemeinsam ausgerichtet. Die Leitung lag bei den Direktoren dieser Kliniken, Prof. Dr. Johannes Vogt und Prof. Dr. Hans H. Scheld, der 1988 in Gießen bundesweit die erste Herztransplantation bei einem Säugling durchgeführt hat. Wie Tagungsorganisator Dr. Thomas Krasemann erläutert, handelt es sich bei diesem Herzfehler handelt es sich um eine Missbildung der linken Herzkammer, die normalerweise das Blut in den Körperkreislauf pumpt, während die rechte Herzkammer das Blut zur Lunge führt. Die linke Kammer ist bei diesem Herzfehler wesentlich zu klein angelegt, da die zu- beziehungsweise abführenden Herzklappen falsch, dass heißt nicht durchgängig angelegt sind. Ohne Therapie ist das Krankheitsbild innerhalb weniger Wochen tödlich. Bei dem in drei Schritten durchgeführten Operationsverfahren wird letztlich das Blut von der rechten Herzkammer in den Körper und von dort durch die Lungen gedrückt. Dieses Verfahren, das dann im sogenannten Fontan-Kreislauf mündet, führt heute zu Überlebensraten, die denen der Transplantation gleichwertig sind.
Über den Erfolg dieses Verfahrens konnten sich die Tagungsteilnehmer in Münster am Fallbeispiel des kleinen Fabian überzeugen. Nicht zu übersehen war die gute Lebensqualität des Siebenjährigen, der bei der Tagung freimütig erzählte, dass er normal am Sport teilnimmt. Altersgerecht rezitierte er den anwesenden Ärzten Gedichte. In den folgenden Referaten wurde zunächst die gezielte Diagnostik, die sich insbesondere auf die Ultraschalluntersuchung des Herzens stützt, dargestellt. Von außen sieht man den betroffenen Säuglingen kaum etwas an. Zusätzliche Fehlbildungen außerhalb des Herzens sind selten. Eingehend wurden die chirurgischen Operationsverfahren mit Videodemonstration und die anästhesistischen Probleme beleuchtet. Darüber hinaus wurden das Intensivmanagement nach der Operation sowie die Langzeitverläufe besprochen.
Wie der Vergleich mit der Weltliteratur zeigt, entsprechen die in Münster erzielten Ergebnisse internationalem Niveau. Die Pause gab Möglichkeit zu einen persönlichen Meinungsaustauch der Ärzte, die diese schwerkranken Kinder und ihre Eltern behandeln. Fazit der gut besuchten Veranstaltung war letztlich, dass der noch vor wenigen Jahren als unheilbar geltende Herzfehler jetzt mit akzeptablen Ergebnissen operativ versorgt werden kann. Die Veranstaltungsreihe wird fortgeführt; im Herbst wird über einen weiteren Herzfehler beim Säugling, die sogenannte Fallot'sche Tetralogie, gesprochen werden.
Weitere Informationen:
http://medc.uni-muenster.de/herzzentrum/default1.htm