Uni Kassel: Die Spuren des Kriegs in der Literatur
. "Wo über Krieg gesprochen wird, da ist Krieg". So lautet der Titel des einleitenden Vortrags, mit dem die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz am 14. Mai als diesjährige Brüder-Grimm-Professorin an der Universität Kassel zum Auftagt ihrer Lesungen ein Zeichen setzen will.
Kassel. "Wo über Krieg gesprochen wird, da ist Krieg". So lautet der Titel des einleitenden Vortrags, mit dem die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz am 14. Mai als diesjährige Brüder-Grimm-Professorin an der Universität Kassel zum Auftagt ihrer Lesungen ein Zeichen setzen will. An den beiden folgenden Tagen soll in einem Seminar und einer Lesung das Thema weiter diskutiert und ausgebaut werden. Die renommierte Kasseler Poetik-Dozentur hat damit in diesem Jahr ein aktuelles Thema. Zur Sprache kommen werden aber auch die anderen Werke der vielfach ausgezeichneten Autorin.
Marlene Streeruwitz wurde 1950 in Baden bei Wien geboten und studierte zunächst Jura. Später wechselte sie zu Slawistik und Kunstgeschichte über. Seit 1987 veröffentlichte sie Hörspiele, Lyrik und Theaterstücke ("Waikiki Beach", "Sloane Square", New York, New York", "Elysian Park" u.a.) und erwarb sich praktische Theatererfahrung als Regisseurin in Theater und Hörfunk. Ihre Dramen bezeichnete sie einmal als Kampfansage an klassische Autoren wie Goethe oder Shakespeare. 1992 wählte die Fachzeitschrift "Theater heute" sie zur Nachwuchsautorin des Jahres. Als Prosaautorin erregte sie Aufmerksamkeit mit den Romanen "Lisas Liebe", "Verführungen", "Nachwelt" oder "Majakowskiring". In einer Reihe von Gastprofessuren, so 2001/2002 in Berlin und zuvor in Tübingen und Frankfurt, hielt sie literaturtheoretische Vorlesungen. Zentrales Thema dabei war das Bemühen von Frauen, in einer noch weitgehend patriarchalisch geprägten Gesellschaft ihre eigene Identität zu finden. 1999 erhielt sie den österreichischen Würdigungsstaatspreis für Literatur.
Auch in Streeruwitz' Romanen geht es meist um Selbstfindung oder Selbstbefreiung von Frauen, wo in "Nachwelt", einem ungewöhnlichen Reisebericht aus Kalifornien auf den Spuren von Anna Mahler (1904 - 1988), der Tochter von Gustav und Alma Mahler. Im gewohnten Streeruwitz-Ton erzählt, als kühle, amüsante, illusionslose Beobachtung, ist dieser schonungslose Roman über weibliche Innenwelten ihr bisher bestes Buch.
Die Kasseler Universität will mit der Verleihung der Brüder-Grimm-Professur zum lebendigen Austausch zwischen Literaturwissenschaft und Gegenwartsliteratur beitragen und insbesondere dem Schreiben in den Grenzbereichen zwischen den literarischen Gattungen ein öffentliches Forum verschaffen. Mit der Benennung verweist die Universität auf die weltweit renommierten nordhessischen Begründer der Germanistik und engagierten Demokraten, die Brüder Grimm, die ein vielgestaltiges Werk vorlegten, das literarische Produktion mit literatur- und geschichtswissenschaftlicher Forschung auf einzigartige Weise miteinander verbunden hat. Inhaber der von der Kasseler Sparkasse geförderten Gastprofessur waren bisher Dieter Kühn, Tankred Dorst, Hans-Joachim Schädlich, Klaus Happrecht, Oskar Pastior, Guntram Vesper, Sarah Kirsch, Herta Müller, Volker Braun, Ludwig Harig und Christoph Hein.
Veranstaltungen mit Marlene Streeruwitz am 14. und 16. Mai jeweils 19 Uhr, Vortrag und Lesung, am 15. Mai, 16 Uhr Seminar; alle Veranstaltungen im Eulensaal der Murhardschen Bibliothek, Brüder-Grimm-Platz 4a.
Claudia Sandner-v. Dehn
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