Forschungsstipendium für Anästhesie-Nachwuchs
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat auf ihrem Jubiläumskongress in München das Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung verliehen. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro erhielt Dr. med. Martin Anetseder, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie der Universität Würzburg, für seine Studie "Minimal-invasiver Provokationstest mit Koffein und Halothan zur Diagnose einer Maligne-Hyperthermie-Disposition und mutationsspezifische Effekte".
Die maligne Hyperthermie ist eine zwar seltene, bei Patienten mit entsprechender Veranlagung jedoch hochakute Komplikation, die im Rahmen der Narkose durch Medikamente - hauptsächlich bestimmte Inhalationsanästhetika und Muskelrelaxantien - ausgelöst werden kann. Sie führt zu einer unkontrollierten Aktivierung des Stoffwechsels der gesamten Muskulatur und ist verbunden mit einem fulminanten Anstieg der Körpertemperatur auf über 42 °C. Ist die erbliche Veranlagung bekannt, lässt sich der kritische Verlauf durch wirksame prophylaktische Maßnahmen verhindern. Die familiären Veranlagung zur Hyperthermie kann bislang jedoch nur durch Befragung der Patienten nach in der Familie bekannten Narkose-Zwischenfällen, durch einen Gentest oder durch einen Test am Muskelgewebe erkannt werden. Ein einfacher und zuverlässigen Test für Routineuntersuchungen vor der Operation steht derzeit noch nicht zur Verfügung.
Ein solches Verfahren könnte mit einem von Dr. Anetseder und seiner Arbeitsgruppe entwickelten minimal-invasiven Provokationstest zur präoperativen Diagnose nun in greifbare Nähe gerückt sein: In Untersuchungsreihen an Patienten mit beziehungsweise ohne Hyperthermie-Veranlagung sowie an Kontroll-Probanden stellten die Forscher fest, dass die Injektion von Koffein oder Halothan in den Muskel bei Patienten mit Veranlagung zur malignen Hyperthermie signifikant stärker zu einem Anstieg der Laktatkonzentration im Muskel führte als bei den anderen Gruppen. Die Ergebnisse sollen nun in multizentrischen Studien evaluiert werden. "Für die Anästhesie würde ein solcher Test einen wichtigen Fortschritt zur Qualitätssicherung bei der Narkose bedeuten", erklärt Dr. Manfred Specker von der Fresenius-Stiftung.
Das Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung wird jährlich von der DGAI ausgeschrieben. Zur Bewerbung zugelassen sind junge Anästhesisten bis zur Habilitation. Die Arbeiten werden auf den "Wissenschaftlichen Arbeitstagen der DGAI" vorgestellt und von einem unabhängigen Preiskomitee bewertet.
Ein Foto des Preisträgers ist auf Anfrage erhältlich.
Ansprechpartner:
Dr. Bernd Ebeling
Tel.: 06172 - 6082378
Fax: 06172 - 6082294
e-mail: pr-fre@fresenius.de