Bachelor und Master: Neue Abschlüsse reformieren Ausbildung
Manche Hochschulen sehen die neuen Abschlüsse als Allheilmittel, seit Europas Bildungspolitiker sie in Bologna zum Standard erklärten: Das Studieren an deutschen Universitäten wird nach angelsächsischem Muster neu strukturiert. Praxisnah ausgebildet sollen die Absolventen schon nach rund sechs Semestern ihre erste Chance haben, in die Berufswelt zu wechseln. Für Aufgaben, die eingehendere wissenschaftliche Vorbereitung erfordern, soll sich nur ein kleinerer Teil der Studierenden qualifizieren: Sie steuern nach dem Bachelor einen Master-Degree und möglicherweise darüber hinaus die Promotion an.
Besser als gehabt? Bei herkömmlichen Diplom-Studiengängen war kein gestufter Abgang von der Universität vorgesehen, auch wenn nicht wenige Informatiker oder Journalisten schon mit dem Vordiplom in die Praxis umsteigen. Und auch der Wechsel - zum Beispiel nach dem Bachelor-Abschluss im Heimatland zum Master-Studium bei europäischen Nachbarn - ist künftig leichter zu realisieren.
Nicht alle Hochschullehrer glauben an den Erfolg eines schlichten Austausches der deutschen Diploms mit der internationalen Bachelor-Master-Struktur. So hat der Fachbereich Chemietechnik im vergangenen Jahr ganz bewusst das neue Studienangebot in Biotechnik als Diplomstudiengang konzipiert. Auch im Fachbereich Physik, der eben erst im Hochschulranking gute Noten als Ausbildungsplatz für zielstrebige Studierende erhalten hat, sieht sich in seiner traditionellen Lehre bestätigt.
Auf der anderen Seite werden an der Universität Dortmund seit mehreren Semestern neue Bachelor- und Master-Studiengänge eingeführt: In der Chemietechnik können Studierende den Master of Science in Chemical Engeneering erwerben, im Maschinenbau in Industrial Design and Manufacturing und in der Elektro- und Informationstechnik in Robotics and Automation. Zudem können mathematisch interessierte Studierende einen Bachelor of Science anstreben in Datenanalyse und Datenmanagement und einen Master of Science im Studiengang Datenwissenschaft.
Ein fertiges Gefüge von Bachelor- und Master-Studium führt bei den Kulturwissenschaftlern jeweils erst zum Bachelor of Arts (BA), dann zum Magister of Arts (MA) in Angewandter Sprachwissenschaft oder in Angewandter Literatur- und Kulturwissenschaft. In diesem Jahr folgen je ein Bachelor und Master of Science in Chemie und in Chemischer Biologie sowie ein Bachelor of Arts für Wissenschaftsjournalisten.
Das Rektorat hat im März nach Beratungen im Senat eine Leitlinie beschlossen, an der Universität Dortmund die neuen Studienstrukturen schrittweise einzuführen. Rasches Umdenken ist dagegen in der Lehrerausbildung gefragt. Das neue Lehrerausbildungsgesetz (LABG) schreibt ab Herbst 2003 den sofortigen Abschied von der schulstufenbezogenen Berufsvorbereitung der Lehrerinnen und Lehrer vor. Die auch in den 70-er Jahren von den Pädagogischen Hochschulen entwickelte Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für zwei Sekundarstufen entfällt ebenso. Das LABG fordert jetzt Lehrpersonen für die Grund-, Haupt- und Realschule, sodann Gymnasiallehrer sowie Lehrpersonal für Berufskollegs und für das sonderpädagogische Lehramt.
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