Tübinger Hochschulmedizin Spitzenleistungen attestiert
Die Medizinische Fakultät und das selbstständige Klinikum der Universität Tübingen zählen zu den führenden hochschulmedizinischen Einrichtungen Deutschlands. Ihre teilweise herausragenden Ergebnisse finden in vielen Bereichen internationale Anerkennung. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, so der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme vom 11. Juli 2003, dass Forschung, Lehre und Krankenversorgung in Tübingen nahezu nahtlos zusammenarbeiten.
"In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Tübingen viele hervorragende Wissenschaftler berufen. Sie sind der Grundstock für die Erfolge der Tübinger Hochschulmedizin", resümiert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Karl Max Einhäupl. Es sei entscheidend, dass die Entscheidungsträger an dieser Besetzungspolitik festhalten und auch künftig bei Auswahlverfahren wissenschaftlichen Kriterien höchste Priorität einräumen. Dem Land Baden-Württemberg wird empfohlen, die dafür erforderliche Infrastruktur auch in Zukunft vorzuhalten und mit Hilfe von Bundesunterstützung den Bau neuer Forschungs- und Lehrgebäude zu ermöglichen.
Charakteristisch für die Tübinger Forschung sind nicht nur der hohe Anteil an eingeworbenen Drittmitteln pro Wissenschaftler und eine enge Kooperation mit der Industrie des Umfeldes. Es ist der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen zudem gelungen, für ihre Forschungsschwerpunkte (Neurowissenschaften, Zellbiologie, Immunologie, Onkologie und Medizintechnik) frühzeitig entsprechende eigene Forschungsstrukturen zu entwickeln. Unter anderem drei Sonderforschungsbereiche, drei klinische Forschergruppen und ein Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) bilden den organisatorischen Rahmen für die hohe Produktivität der Tübinger Forschung. Darüber hinaus hat sich auch die Klinikumsstruktur wissenschaftlicher und klinischer Sektionen mit Forschungsprofessuren (Tübinger Modell) zur Förderung der klinischen Forschung als ertragreich erwiesen.
Über die nachhaltige Integration von Naturwissenschaftlern konnten tragfähige Brücken zu interfakultären Forschungszentren und zentralen Forschungseinrichtungen der Universität gebaut werden. Diese Kompetenzzentren (unter anderem in den Neurowissenschaften und in der Zellbiologie) können teilweise auf internationale Spitzenpositionen verweisen. Besondere Bedeutung kommt auch dem Interfakultären Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) und dem Zentrum zur interdisziplinären Erforschung der "Lebenswelten behinderter Menschen" (Z.I.E.L) zu.
Die Tübinger Lehre kann als erfolgreich bewertet werden. So ist es ihr beispielsweise gelungen, die Zahl der Langzeitstudierenden deutlich zu reduzieren. Ein Beleg für die Forschungsorientierung auch in diesem Bereich ist die Existenz von fünf Graduiertenkollegs und einer Max-Planck-Research-School. Für wichtig hält der Wissenschaftsrat, künftig internationale Lehrkooperationen auszubauen.
Das auf das neue Abrechnungswesen für Krankenhausleistungen relativ gut eingestellte Universitätsklinikum sollte den eingeschlagenen Weg des Bettenabbaus fortsetzen. Dabei sollten Betten künftig weniger den Abteilungen, als vielmehr übergreifenden Funktions- und Pflegebereichen zugeordnet werden. Insgesamt sollte den Struktur- und Entwicklungsplanungen mit Blick auf die gesamte Universität mehr Bedeutung beigemessen werden.
Speziell zur Organisation der Leitungsgremien empfiehlt der Wissenschaftsrat, die in Tübingen vorhandene Position eines Fakultätsgeschäftsführers zur Unterstützung des nebenamtlichen Dekans beizubehalten, bis hauptamtliche Dekane eingeführt werden. Er begrüßt ausdrücklich die Absicht der Medizinischen Fakultät, einen Forschungsdekan zu etablieren. Dieser sollte mit umfassenden Kompetenzen ausgestattet werden, um auch eine leistungsbezogene Umverteilung von Arbeitsflächen und Großgeräten durchsetzen zu können.
Hinweis: Die "Stellungnahme zur weiteren Entwicklung der Medizinischen Einrichtungen der Eberhard Karls Universität Tübingen" (Drs. 5743/03) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per Email (post@wissenschaftsrat) angefordert werden.
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