Apfel trifft Appel: Unterfränkisches Dialektinstitut gegründet
Deutschlands erste Anlaufstelle für Dialektfragen hat ihren Sitz an der Uni Würzburg. "Es ist der Versuch, gerade auch bei einem geisteswissenschaftlichen Unternehmen, wissenschaftliche Forschung und Beratung der Öffentlichkeit zu kombinieren", erklärte Projektleiter Prof. Dr. Norbert Richard Wolf am 10. Juli in seiner Ansprache zur Eröffnung des Unterfränkischen Dialektinstitutes (UDI). Das Projekt wird vom Bezirk Unterfranken finanziell unterstützt.
Was die Dialekte betrifft, sei Unterfranken sicherlich der interessanteste Regierungsbezirk in Bayern, so Prof. Wolf. Durch den Spessart gehe eine der wichtigsten Mundartgrenzen des deutschen Sprachraums, die Grenze zwischen dem Oberdeutschen und dem Mitteldeutschen. Östlich dieser Grenze spricht man Ostfränkisch, westlich davon Rheinfränkisch-Hessisch. Beispiel: Westlich sagen die Menschen "Appel", östlich "Apfel".
Das Dialektinstitut als Forschungsstelle der Uni dokumentiert die Dialektsituation der Region. Das Mitarbeiterteam unter der Leitung von Dr. Sabine Krämer-Neubert führt hier die Arbeit des Projekts "Sprachatlas von Unterfranken" (SUF) weiter, das 2002 beendet wurde. In 182 unterfränkischen Orten haben die Mitarbeiter des SUF Dialektbefragungen durchgeführt und die Antworten auch auf Tonband aufgezeichnet. Im Dialektinstitut pflegen die Sprachwissenschaftler diese Daten nun weiter und bereiten sie auf.
"Die langjährige Arbeit am Sprachatlas hat am Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft eine dialektologische Kompetenz geschaffen, die bislang nicht denkbar war und die auch nicht so einfach zu reproduzieren wäre", sagte Prof. Wolf. In den vergangenen zwölf Jahren sei höchst qualifizierte wissenschaftliche Arbeit geleistet worden, und es widerspräche der ökonomischen Vernunft, "diese Kompetenz in die Wüste zu entlassen".
Die Mitarbeiter des Unterfränkischen Dialektinstituts werden außerdem bereits existierende Sammlungen von Mundarttexten und Mundartwörtern zusammentragen, überprüfen und systematisieren, damit sie für alle Interessierten zugänglich werden. Die Allgemeinheit soll auch das digital aufbereitete Ton- und Bildmaterial nutzen können.
Zudem ist geplant, das Institut zu einer Anlaufstelle für Dialektinteressierte zu machen, denen das Team Auskunft zu dialektologischen Fragen erteilt. Informieren können sich zum Beispiel Heimatpfleger, Lehrer und Verfasser von Mundarttexten. Das große Presseecho wenige Tage nach der Eröffnung - zum Beispiel haben Zeitungen aus Nordrhein-Westfalen und Sachsen berichtet - machte sich schon bemerkbar: Die Mitarbeiter befassten sich bereits mit ersten Fragen und Anregungen aus fast ganz Bayern.
Eng arbeitet das Institut mit der Bayerischen Dialektdatenbank zusammen, die ebenfalls an der Uni Würzburg angesiedelt ist. Dieses Projekt fasst die Sprachatlasdaten aus ganz Bayern zusammen, speichert und verknüpft sie.
Dass Universität und Bezirk beim Dialektinstitut zusammenarbeiten, lobte Universitätspräsident Prof. Dr. Theodor Berchem bei der Eröffnung der neuen Einrichtung. "Sprache ist Heimat", betonte Bezirkstagspräsident Albrecht Graf von Ingelheim. Deshalb spiele der fränkische Dialekt eine besondere Rolle im volkskundlichen Kanon, der derzeit eine Renaissance erlebe.
Weitere Informationen: Dr. Sabine Krämer-Neubert, T (0931) 888-5631, Fax (0931) 888-4616, E-Mail:
sabine.kraemer-neubert@mail.uni-wuerzburg.de
Weitere Informationen:
http://www.unterfraenkisches-dialektinstitut.de/