Studie der Hochschule Karlsruhe im BMBF-Projekt „ChampNet“
Überblickskompetenz ist kritisch für die Innovationsfähigkeit von Vorreiterunternehmen – Vernetzungsplattformen werden aber noch wenig genutzt
Deutsche Vorreiterunternehmen schätzen insbesondere die Überblickskompetenz ihrer Beschäftigten als kritischen Engpass für ihre Innovationsfähigkeit ein. Dies zeigt eine telefonische Befragung von 193 sogenannten Wertschöpfungschampions in Deutschland, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „ChampNet (Kompetenzvernetzung für Wertschöpfungschampions durch soziale Medienumgebungen)“ durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Unternehmen durch die Nutzung digitaler Plattformen zur Vernetzung der Kompetenzträger positive Auswirkungen auf den Wissensaustausch und die breitere Einbindung von Beschäftigten in den Innovationsprozess sehen. Jedoch nutzt nur ein Drittel der Unternehmen solche Vernetzungsplattformen, weitere 17 % bauen derzeit eine solche Plattform auf.
„Wertschöpfungschampions“ sind exportstarke, mittelständische Vorreiterunternehmen in ihrer Marktnische, die viel Wertschöpfung im eigenen Haus leisten und vergleichsweise wenig auf Outsourcing setzen. Von diesen schätzen jeweils zwischen 70 % und 90 % die Problemlöse-, Überblicks-, Netzwerk- und Integrationskompetenz ihrer Beschäftigten als sehr wichtig oder wichtig für ihre Innovationsfähigkeit ein. „Unternehmen mit einer hohen Wertschöpfungstiefe schätzen insbesondere die Überblickskompetenz als sehr wichtig ein, da sie ein breiteres Set von Wissensdomänen überblicken müssen“, erklärt Prof. Dr. Steffen Kinkel, Leiter des Instituts für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) der Hochschule Karlsruhe. Kritische Kompetenzengpässe, bei denen die jeweilige Kompetenz auf wenigen Schultern ruht und die wenigen Kompetenzträger in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen, drohen insbesondere bei der Überblickskompetenz. Die Problemlösungskompetenz wird seltener als kritisch eingeschätzt. Fast die Hälfte der befragten Wertschöpfungschampions vermutet noch verborgene und ungenutzte Kompetenzpotenziale bei ihren Beschäftigten.
Digitale Innovationsplattformen zur Unterstützung der Innovationsarbeit werden von etwa der Hälfte der Befragten eingesetzt. „Allerdings nutzen lediglich 15 % der befragten Unternehmen eine offen gestaltete IT-Plattform, die Externen Zugang zum Innovationsprozess gewährt“, ergänzt Ralph Lichtner, akademischer Mitarbeiter des ILIN. Der wichtigste Nutzen IT-basierter Innovationsplattformen wird in einer besseren Organisation und Transparenz des Ideengenerierungs- und Innovationsprozesses (61 %) sowie in dessen Beschleunigung (55 %) gesehen. Dagegen sind die meisten Unternehmen eher verhalten in der Einschätzung, dass durch die Nutzung solcher Plattformen auch radikalere Lösungen entstehen.
Insgesamt zeigen die Erkenntnisse die hohe Bedeutung der identifizierten Engpasskompetenzen für die Innovationsfähigkeit deutscher Wertschöpfungschampions. Angesichts der drohenden Engpässe bei diesen Kompetenzen sollten sie versuchen, diese Kompetenzen bei mehr Beschäftigten im Unternehmen zu entwickeln. Ein möglicher Weg, um diese Kompetenzentwicklung zu unterstützen, kann die digitale Vernetzung von Beschäftigten in der Innovationsarbeit sein.
Die Studienergebnisse sind zum Download verfügbar unter www.champnet.de.
Weitere Informationen:
http://www.champnet.de