Warme Mahlzeit mit Zusatznutzen
Studie an Mitarbeitern des Universitätsklinikums Heidelberg / Fluoridhaltiges Speisesalz in Großküchen zur Vorbeugung von Karies empfohlen
Speisesalz, das mit Fluorid angereichert ist, sollte in Kantinen, Restaurants und anderen Großbetrieben generell verwendet werden dürfen. Dadurch kann die Prävention von Karies in der erwachsenen Bevölkerung gefördert werden. Darauf weisen die Zahnmediziner des Heidelberger Universitätsklinikums hin. In einer Studie haben sie festgestellt, dass Benutzer von Kantinen, die fluoridhaltiges Speisesalz verwenden, tatsächlich etwas mehr Fluorid ausscheiden. Die Untersuchung wurde von Prof. Dr. Andreas Schulte und seinen Mitarbeitern der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle) bei Bediensteten des Universitätsklinikums Heidelberg durchgeführt.
Wer in der Kantine des Heidelberger Versorgungszentrums Medizin (VZM) zu Mittag isst, kommt seit April 1999 in den zusätzlichen Genuss von fluoridiertem Speisesalz. Denn die Klinikums-Großküche hat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, eine Erlaubnis beim Bundesgesundheitsministerium einzuholen. Von den Kantinenbenutzern wird diese Maßnahme begrüßt. Die Zahnmediziner des Heidelberger Klinikums nutzten diesen glücklichen Umstand wiederum für eine prospektive wissenschaftliche Studie, die vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützt wurde. "Wir wollten herausfinden, wie viel Fluorid nach dem regelmäßigen Verzehr einer warmen Mahlzeit in der VZM-Kantine ausgeschieden wird", erklärt Professor Schulte.
Höhere Fluoridausscheidung im Nachmittagsurin
Rund 200 Mitarbeiter des Klinikums stellten sich für die Studie zur Verfügung. Etwa 60 Kontrollpersonen, die sich mittags anderweitig verpflegten, konnten zusätzlich rekrutiert werden. Die Studie begann einen Monat vor Einführung des fluoridierten Speisesalzes in der VZM-Kantine. Vor der Einführung und jeweils drei, sechs, neun, zwölf, 24 und 36 Monate danach wurden alle Studienteilnehmer gebeten, ihren Urin 24 Stunden lang, in drei Fraktionen über den Tag verteilt, zu sammeln.
"Bei allen Nachuntersuchungen konnten wir nur im Nachmittagurin, also nach Einnahme einer warmen Mahlzeit mit fluoridhaltigem Salz, eine Erhöhung der Fluoridausscheidung um ca. 20 Prozent nachweisen, aber nicht im Vormittag- oder Nachturin", berichtete Professor Schulte. Dennoch hatten Fluoridgruppe und Kontrollgruppe etwa die gleiche durchschnittliche Fluoridkonzentration im 24-Stunden-Urin. "Die Fluoridkonzentration im Urin hängt nicht nur von der Fluorid-Aufnahme ab, sondern auch von anderen Faktoren wie der Flüssigkeitszufuhr", so Prof. Schulte. Die relativ niedrigen Werte sprächen zudem dafür, dass eine Fluoridanreicherung des Speisesalzes kein Risiko einer Überdosierung oder Vergiftung böte.
In Deutschland ist es derzeit noch nicht erlaubt, fluoridiertes Speisesalz in Großküchen ohne Sondergenehmigung zu verwenden. Erst seit 1991 können es Privathaushalte erwerben; mittlerweile hat es einen Marktanteil bei Salzprodukten von über 50 Prozent. Die Heidelberger Zahnmediziner plädieren jedoch für einen zusätzlichen Einsatz in Großküchen, da sonst Versorgungslücken bei der optimalen Fluoridzufuhr drohten.
Fluoride tragen zum Schutz der Zähne vor Karies bei
Der positive Effekt der Fluoride ist wissenschaftlich erwiesen. Die normalerweise im Speichel enthaltenen Mineralien sorgen dafür, dass an der Zahnoberfläche ein Gleichgewicht zwischen dem Herauslösen und dem Wiedereinbau von Mineralien herrscht. Einige der in der Mundhöhle vorhandenen Bakterienarten können unter bestimmten Umständen an der Zahnoberfläche Säuren produzieren und sind dafür verantwortlich, dass dort das Gleichgewicht gestört wird. Bei vielfacher Wiederholung des bakteriellen Säureangriffs entsteht Karies. Die Anwesenheit von Fluorid im Speichel und an der Zahnoberfläche verstärkt den Prozess des Wiedereinbaus von Mineralien erheblich und ermöglicht somit eine "Reparatur" von bakteriellen Säureschäden.
Speichel enthält normalerweise jedoch sehr wenig Fluorid. Deshalb ist es erforderlich, die Konzentration in der Mundhöhle zu erhöhen. Zeitweilig kann dies durch die Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasten und Gels oder die Aufnahme von fluoridhaltigen Getränken
oder Nahrungsmitteln erreicht werden. Allerdings nimmt die Konzentration im Speichel stets wieder rasch ab. Deshalb wird empfohlen, die Wirkung von Fluoriden aus Zahnpasten durch die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz zu ergänzen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Schulte
Oberarzt in der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde
Klinik für Mund- Zahn, und Kieferkrankheiten
des Universitätsklinikums Heidelberg
E-Mail: Andreas_Schulte@med.uni-heidelberg.de
Literatur:
A.G. Schulte, R. Gräber, C. Kasperk, M.J. Koch, H. J. Staehle: Influence of Fluoridated Salt on
Urinary Fluoride Excretion of Adults, Caries Research 2002, 36, 391 - 397.
(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter
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