Frauenpower in der Chemie - Engagement für mehr Chancengleichheit
Chancengleichheit ist in der Chemie noch lange nicht erreicht. Seitdem sich aber in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) der Arbeitskreis Chancengleichheit in der Chemie (AKCC) im Jahre 2000 gegründet hat, ist die Sensibilisierung für dieses Thema deutlich gewachsen. An den Hochschulen werden immer mehr Professuren durch Frauen besetzt, auch die Industrie zeigt sich offener für Frauenkarrieren. In seinem zweiten Get-Together am 27./28. Februar in Stuttgart diskutiert der AKCC u.a. die Frage, wie es um die Chancengleichheit in der Chemie in Deutschland bestellt ist. Nach wie vor ist die Vereinbarkeit von Erwerbsfähigkeit und Familie schwierig.
Besonders erfolgreich verliefen die Bemühungen um die Mädchenförderung. Schülerinnen wurden z.B. spezielle Chemie-Experimentalkurse angeboten, und es zeigt sich, dass die Mädchen durchaus für die Chemie zu begeistern sind. Positive Folge: die Zahl der Studienanfängerinnen steigt. Nach dem Abschluss des Studiums mit dem Doktortitel haben es dann Frauen immer noch schwerer, eine gute Anstellung zu bekommen. Die jährliche Studienstatistik der GDCh zeigt, dass in den vergangenen Jahren von den frisch Promovierten prozentual mehr Frauen als Männer stellensuchend waren. Im Beruf verstärken sich dann die Ungleichheiten in der erreichten Position mit dem Lebensalter. Vor allem aber, das ergab eine kürzliche Umfrage des Instituts für Soziologie der TU Darmstadt, bestehen sehr große Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Interessant ist auch, dass Männer das Betriebsklima und die Wertschätzung der eigenen Arbeit positiver bewerten als Frauen.
Im europäischen Vergleich hat Deutschland (mit Österreich) prozentual die wenigsten Frauen in der Industrieforschung. Das bedeutet für die Chemie, dass qualifizierte und motivierte Chemikerinnen einen großen ungenutzten Pool an Innovationspotenzial und weiblicher Kreativität bilden.
Der AKCC will sich dafür einsetzen, dass Chemikerinnen stärker integriert werden und dies nach außen stärker sichtbar gemacht wird. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten müssen dann auch von Frauen mehr als bisher als erstrebenswert angesehen werden. Dazu muss die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben verbessert werden.