Wird das Sprechen in "ganzen Sätzen" unmodern?
Die Gesellschaft für deutsche Sprache und das Institut für Germanistik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg laden zu einem Vortrag am Donnerstag, 03. Juni 2004, 19.00 Uhr, in das Gebäude 40/Raum 427, Zschokkestr. 32 ein. Prof. Dr. Frank Liedtke von der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen referiert zum Thema "Man spricht (nicht) in ganzen Sätzen. Über Ellipsen und andere Erscheinungsformen fragmentierter Kommunikation."
Hinter der allseits bekannten Ermahnung "Sprich in ganzen Sätzen!" verbirgt sich die Ansicht, dass nur grammatisch vollständige Äußerungen in unserer Kommunikation verständlich oder zumindest erwünscht sind. Insofern gehört das "In-Ganzen-Sätzen-Reden" zu einer sprachlichen Etikette, gegen die man offenbar ungern verstößt. Die Vorstellung, dass nur vollständige Äußerungen eindeutig sind, scheint so aber dennoch nicht zuzutreffen. Zu zahlreich sind die Beispiele, in denen Kommunikationspartner sich mühelos miteinander verständigen können, auch wenn sie nicht in vollständigen Sätzen sprechen. Sie vollenden abgebrochene Sätze "Die Axt im Haus ..." oder "Du verfl...". Sie akzeptieren Ellipsen wie z. B. "Noch jemand ohne Fahrschein?" Die Verständigung mit unvollständigen Äußerungen scheint auf eine allgemeine kognitive Fähigkeit zurückzuführen zu sein, die uns in die Lage versetzt, mit fragmentarischer Kommunikation umzugehen. Sitzen wir also einem falschen Ideal auf, indem wir uns auf Vollständigkeit als Maß aller Dinge festlegen? Diese Aspekte möchte der Sprachwissenschaftler in seinem Vortrag beleuchten und mit den Teilnehmern diskutieren.
Frank Liedtke ist Professor am Lehrstuhl für Deutsche Philologie an der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen.
Der Eintritt ist frei. Gäste sind herzlich willkommen.
Ansprechpartner: Dr. Kornelia Pape, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Zschokkestr. 32, D-39104 Magdeburg; Tel. (0 391) 67-16616/16640
E-mail: Kornelia.Pape@gse-w.uni-magdeburg.de